Abschied von der schönsten Arbeitsstätte Lübbens

05.09.2025

Am 31. August endete die Zeit von Johannes Leonardy als Kantor der evangelischen Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde Lübben und Umland. Für den 62-Jährigen beginnt nun der Ruhestand – ein etwas irreführender Begriff.

Als Johannes Leonardy am 1. März 2009 seinen Dienst in der Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde antrat, erfüllte sich ein Traum. In einer Kleinstadt-Kirchengemeinde Orgel zu spielen, mit Menschen Musik zu machen und das Soziale im Blick zu behalten – all das wurde ihm in Lübben im Spreewald zuteil. Sechzehn Jahre lang lebte Johannes Leonardy seine Vorstellung des Kantor-Berufs. „Was für ein Glück! Es war meine schönste Zeit“, sagt er. 

Dabei hat sich der 19-Jährige Johannes den Beruf zuerst nicht zugetraut. Nach einem Jahr Kirchenmusikstudium an der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Halle strich er die Segel. Unsicherheit und die Zweifel an den eigenen Fähigkeiten führten ihn zunächst in einen aus seiner Sicht „soliden und geregelten“ Beruf. In Berlin Buch absolvierte er eine Ausbildung zum OP-Helfer. Nachdem er in seiner Freizeit einen ersten Chor gegründet und die Laiensängerinnen und –sänger zu einer erfolgreichen Aufführung geführt hat, gewann er Vertrauen in sich und sein Können. Der nächste Versuch mit dem Studium der Kirchenmusik führte zur einem A-Abschluss.

Sein beruflicher Weg mit einer ersten Anstellung als Kreiskantor in Bitterfeld, gefolgt von Stationen in Luckau, Doberlug und Friedland mündete schließlich in einem Angebot einer Vollzeitstelle in Lübben. Damals gab es noch zehn Bewerber für diese Position – die Gemeinde entschied sich für Johannes Leonardy. Für ihn war das ein Glücksfall, für die Gemeinde wohl auch. 

In den letzten sechzehn Jahren konnte er alles umsetzen, was er sich als Kirchenmusiker wünschte. Dankbar blickt er auf Aufführungen größerer Werke wie das „Weihnachtsoratorium“ von Johann Sebastian Bach und die „Harmoniemesse“ von Joseph Haydn zurück. Die Zusammenarbeit mit dem Schmöckwitzer Kammerorchester bereicherte sein musikalisches Wissen. In der evangelischen Grundschule leitet er Chöre, deren Auftritte in der Paul-Gerhardt-Kirche stets ein voller Erfolg sind. Chor ist inzwischen ein Pflichtfach an der Schule; und die beiden Chöre - der Regenbogenchor mit den Kleinen und die größeren Vocalisten - können sich hören und sehen lassen. 

Ein wesentlicher Wunsch war es, ein breites Musikrepertoire für die Gottesdienste aufzubauen. Liturgische Gottesdienste mit Musik sind für Johannes Leonardy Herzensangelegenheit. Die Arbeit im ökumenischen Chor und im Posaunenchor ging über Musik hinaus. Johannes Leonardy interessierte sich stets auch für die Menschen, die Teil seiner Gemeinde waren. Hier fühlte er sich wie zu Hause – die Gemeinde wurde zur Familie.

Seine treueste Begleiterin und beste Freundin aber war die Schuke-Orgel von 1906 in der Paul-Gerhardt-Kirche, deren romantische Stimmung und klangliche Wärme ihn bis heute begeistern und inspirieren. Johannes Leonardy hat eine Vorliebe für die Musik von Joseph Haydn, für den empfindsamen Stil und die Romantik. „Ich bin generell ein romantischer Typ. Ich liebe gefühlvolle Romane und höre auch gerne Schlagermusik“, gesteht er. Dass er über so viele Jahre im schönsten Gebäude von Lübben arbeiten durfte, sieht er als Privileg.   

Sein vorzeitiger Ruhestand resultiert auch aus einer veränderten Kultur in der Kirche, die ihm zu viele krampfhafte Versuche unternimmt, Menschen zu erreichen. Er wünscht sich, dass die Menschen von sich aus wieder den Weg zu den Gottesdiensten finden.

Johannes Leonardy bleibt seiner Gemeinde dennoch treu, wird aber zunächst auf Abstand gehen. „Vier Monate ohne Orgeldienst – das ist die Ansage“, sagt er. Man müsse sich an seine Abwesenheit gewöhnen. Küsterdienst oder Kirchenöffner sind Optionen, die er für die Zukunft in Betracht zieht. Er hängt an der Paul-Gerhardt-Kirche mit ihren wertvollen Ausstattungsgegenständen aus der Zeit des Liederdichters Paul Gerhardt (1607-1676). Natürlich wird er gelegentlich zum Üben an die Orgel zurückkehren. Das eine oder andere Konzert kann er sich auch vorstellen. Dem Posaunenchor wird er als Mitspieler treu bleiben. Von viel Ruhe kann also nicht die Rede sein. Aber: Neben dem Musizieren gehört auch viel Organisatorisches zum Kantorenberuf. Und von all dem und den vielen verpflichtenden Termine habe er jetzt, nach 45 Studien- und Berufsjahren, wirklich die Nase voll. 

Bis ein neuer Kantor oder eine neue Kantorin gefunden ist, werden Ehrenamtliche die Gottesdienste musikalisch begleiten. Kolleginnen und Kollegen kümmern sich um die Ensembles. Die Stelle ist bereits ausgeschrieben und soll im kommenden Frühjahr neu besetzt werden.

Der Gottesdienst zu seiner Entpflichtung und Verabschiedung mit Superintendent Thomas Köhler, Pfarrer Martin Liedtke und den musikalischen Gruppen findet am Sonntag, 14. September um 14 Uhr in der Paul-Gerhardt-Kirche in Lübben statt. Im Anschluss wird zu einem geselligen Beisammensein eingeladen. Es gibt Livemusik von einer Band mit dem bezeichnenden Namen „Stressfrei“. Und danach läuft Schlagermusik.  

Franziska Dorn

 

 

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